Leistungsfähigere Hardware
Obwohl Apple am bewährten Design festhält, ist das Gehäuse der neuen Box einen Zentimeter höher als beim Vorgänger. Darin werkelt der schon aus dem iPhone 6 bekannte A8-Chip mit seinem 64-bit-ARMv8-Prozessor. Im Gegensatz zum bisherigen A5-Chip, ist er fähig, 3D-Grafiken flüssig darzustellen. Damit wird die Set-Top-Box erstmals spieletauglich. Statt wie bisher mit 8 Gigabyte Flash-Memory wird das Gerät neu in zwei Versionen mit 32 respektive 64 Gigabyte Speicher ausgeliefert.
Beim WLAN unterstützt die Streaming-Box jetzt den schnellen Standard 802.11ac mit MIMO. Apples Bereitschaft, veraltete Standards fallen zu lassen, zeigt sich beim Wegfall der optischen S/PDIF-Audio-Schnittstelle.
Neues Betriebssystem
Komplett überarbeitet wurde das Betriebssystem mit dem neuen Namen tvOS. Dieses basiert zu 95 Prozent auf iOS 9 und trägt deshalb ebenfalls die Versionsnummer 9. Auf Geräten früherer Generationen ist es nicht lauffähig.
Seine Benutzeroberfläche gleicht der Vorgängerversion, wirkt aber im modernen Flat Design aufgeräumter und übersichtlicher. Neu haben Icons und Grafiken wie Filmposter drei bis fünf Ebenen. Dies erlaubt einen coolen Bewegungseffekt (Parallaxen-Effekt), sobald sie ausgewählt werden. Bei längerer Inaktivität zeigen neue Bildschirmschoner passend zur Tageszeit fantastische Luftaufnahmen von Städten und Landschaften.
Ein herausragendes Feature von tvOS ist die universelle Suchfunktion. Sie durchsucht verschiedene Apps gleichzeitig. Bei der Filmsuche zeigt sie aktuell Angebote von iTunes und Netflix, andere Apps werden folgen.
Neu auf der schwarzen TV-Box ist Apples Musik-Streamingdienst Apple Music mit seinen über 30 Millionen Musiktiteln und zahlreichen Radiostationen.
App Store
Bisher war Apple zögerlich mit dem Aufschalten neuer Apps. Genügten die vorinstallierten Apps nicht, blieb nur die Möglichkeit, Inhalte von anderen Apple-Geräten via AirPlay auf die Box zu streamen. Was Benutzer daher am meisten vermissten, war die Möglichkeit, eigene Anwendungen zu installieren. In seiner vierten Generation erhält Apple TV endlich einen App Store mit eigens für den großen Fernsehbildschirm entwickelten Anwendungen.
Zu Beginn ist das Angebot noch übersichtlich. Es ist mit mindestens 40 Apps zu rechnen. Bei den Streaming-Apps sind unter anderem Netflix, Watchever, Youtube, Vimeo, Qello, Red Bull TV oder Bloomberg TV verfügbar. Deutschsprachige TV-Sender sind mit Ausnahme des Kultursenders Arte noch keine vertreten. ZDF soll aber bald folgen. Einen wichtigen Platz im Store werden die Spiele einnehmen. Von Beginn weg erhältlich sind etwa Manticore Rising, Guitar Hero Live, Rayman Adventures, Crossy Road oder das extra für die TV-Box programmierte Sport-Game Beat Sports.
Wer eine App für das iPhone oder iPad gekauft hat, kann diese ohne nochmals dafür zu zahlen auf der Box installieren.
Fernbedienung mit Touchpad ...
Komplett neu kommt die Fernbedienung daher. Die Oberseite besteht aus Glas, die Rückseite aus Metall. Die Pfeiltasten wurden durch ein Touchpad ersetzt. Mit einem Wisch navigiert der Nutzer durch Menüs oder spult Filme vor- und zurück.
Beschleunigungs- und Neigungssensor erlauben Wii-artige Gesten. Bei Beat Sports wird die Fernbedienung beispielsweise zum Schlagen der Bälle verwendet. Für ambitionierte Gamer sind Controller von Drittanbietern erhältlich.
Die Fernbedienung kommuniziert per Bluetooth mit der Box, weshalb keine Sichtverbindung mehr notwenig ist. Sie enthält einen Akku, der bei durchschnittlicher Nutzung drei Monate halten soll. Aufgeladen wird er über die integrierte Lightning-Schnittstelle.
... und Siri
Nicht ohne Grund nennt sich die Fernbedienung "Siri Remote". Drückt der User die Spracheingabe-Taste, lauscht Apples intelligenter Sprachassistent über zwei Mikrofone in der Fernbedienung.
Besonders hilfreich ist Siri bei der Suche. Auf den Befehl "Zeige mir ein paar Komödien!" erscheint auf dem TV-Bildschirm eine Auswahl an Komödien. Dabei ist es möglich, nachzufassen. So filtert Siri die gefundenen Komödien auf die Einschränkung "Nur die Guten!" anhand von Filmkritiken.
Ist eine Filmszene langweilig, kann der Benutzer Siri bitten, vorzuspulen. Er kann sich auch ablenken, indem er Siri fragt, wie das Wetter am Wochenende wird. Am unteren Bildrand erscheint dann die Wetterprognose, ohne dass der Film pausiert. Führt die Ablenkung dazu, dass man einen Dialog verpasst – kein Problem. Einfach Siri fragen: "Was hat er gerade gesagt?", und Siri spult die Szene zurück.
Fazit
App Store und Spiele vervielfachen die Nutzungsmöglichkeiten der Streaming-Box. Per Touchpad funktioniert die Bedienung wesentlich einfacher und intuitiver als früher mithilfe der Pfeiltasten. Durch Siri wird der Fernseher zum intelligenten Gesprächspartner und die gleichzeitige Suche in verschiedenen Apps ist bislang einzigartig. Apple TV ist endlich aus seinem Dornröschenschlaf erwacht.